Von der „Klavikulaosteitis“ zum SAPHO-Syndrom – ein Blick auf alte Namen und neues Verständnis

Tabelle 1: Bildquelle

Das, was wir heute als SAPHO-Syndrom kennen, hat in der Vergangenheit viele verschiedene Namen getragen. Die Bezeichnungen richteten sich meist nach den auffälligsten Symptomen oder den betroffenen Körperregionen. Mal stand die Knochenverdickung im Vordergrund, mal die Hautveränderungen, mal eine ganz bestimmte Gelenkregion.

In einer Übersicht aus einer aktuellen Studie (Quelle: MDPI, 2024) sind diese früheren und alternativen Nomenklaturen zusammengestellt. Sie zeigen, wie lange SAPHO als lokale oder isolierte Erkrankung betrachtet wurde, bevor klar wurde, dass es sich um eine autoinflammatorische Systemerkrankung handelt.

Im Folgenden erkläre ich die einzelnen Begriffe – und wie sie sich ins heutige Krankheitsbild einordnen lassen.

  • Erworbenes Hyperostose-Syndrom → „Hyperostose“ = übermäßige Knochenneubildung; dieser Begriff wurde genutzt, wenn die knöcherne Verdickung das auffälligste Merkmal war.
  • Entzündungssyndrom der vorderen Thoraxwand → Fokus auf den Bereich Brustbein, Schlüsselbein, Rippenansätze.
  • Rezidivierende symmetrische Klavikulaosteitis → Wiederkehrende Entzündung beider Schlüsselbeine.
  • Sterno-costo-klavikuläre Hyperostose → Knochenverdickung im Übergang Brustbein–Rippen–Schlüsselbein.
  • Intersterno-costo-klavikuläre Ossifikation → Verknöcherung in genau dieser Region, oft nach chronischer Entzündung.
  • Pustulistische Arthrositis → Gelenkentzündung in Verbindung mit Pusteln (meist palmoplantar).
  • Spondyloarthritis, Hyperostose, Pustulo-Psoriatica → Verbindung zu Spondyloarthritiden (entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen) mit Knochenverdickung und pustulöser Haut.
  • CRMO / CNO → Chronisch rezidivierende multifokale Osteomyelitis bzw. chronische nichtbakterielle Osteitis. Heute oft als „pädiatrische Form“ oder Teil von SAPHO betrachtet.
  • Chronische Unterkieferosteitis → Entzündung des Unterkieferknochens (kommt vor, aber ist eher selten isoliert).
  • Bilaterale Klavikulaosteomyelitis mit palmarer und plantarer Pustulose → sehr präzise Beschreibung einer Untergruppe: beide Schlüsselbeine + Hand- und Fußpusteln.
  • Arthrositis im Zusammenhang mit der follikulären okklusiven Trias → Das bezieht sich auf eine seltene Kombination aus Akne conglobata, Hidradenitis suppurativa und Pilonidalsinus – hier gibt es Überschneidungen zu SAPHO.

Zeitliche Einordnung:

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1970er–frühe 1990er:

  • Begriffe wie Sterno-costo-klavikuläre Hyperostose, rezidivierende Klavikulaosteitis oder pustulöse Arthrositis tauchten in der Literatur auf, meist als Einzeldiagnosen.
  • Man sah keinen Zusammenhang zwischen Haut- und Knochenbefunden, sondern beschrieb beides getrennt.

1980er:

  • Der Begriff CRMO (Chronisch rezidivierende multifokale Osteomyelitis) wurde für pädiatrische Fälle etabliert. Auch hier war die Verbindung zu SAPHO noch nicht klar.

1994:

  • Chamot et al. führten den Namen SAPHO-Syndrom (Synovitis, Akne, Pustulose, Hyperostose, Osteitis) ein, um diese klinischen Erscheinungen unter einem Dachbegriff zu bündeln.
  • Ab hier begann man, auch die älteren Einzelbezeichnungen rückwirkend dem SAPHO-Spektrum zuzuordnen.

2000er bis heute:

  • In Reviews und Leitlinien taucht oft eine Liste dieser alten Bezeichnungen auf – so wie in der oben verlinkten MDPI-Quelle –, um zu zeigen, dass es sich nicht um verschiedene Krankheiten, sondern um Varianten einer gemeinsamen, autoinflammatorischen Erkrankung handelt.

Meine eigenen (alten) Befunde und die heutige Einordnung

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